Donnerstag, 20. März 2008

Würden Sie ein Auto ohne Bremsen kaufen?

Das Thema Gesundheit gewinnt nach und nach bei Hundehaltern an Aufmerksamkeit. Allerdings ist die Orientierung sehr schwierig. Es gibt keinerlei unabhängige Kontrolle, Zertifizierung oder gar ein Qualitätsmanagment zum Thema Zucht von Rassehunden. Man ist auf die meist spärlichen Angaben der Zuchtorganisationen und der Züchter selbst angewiesen. Nicht selten erschöpfen sich diese in die beim VDH obligatorischen Angaben zu HD und den Hinweis, dass man selbstverständlich ein besonders gesundheitsbewußter Züchter sei.

Eine neue Methode scheint nun bei Züchtern an Beliebtheit zu gewinnen. Tierärztliche Atteste als Beleg für die Qualität der Zucht. Das hört sich zunächst einmal ganz gut an. Doch gerade hier sollten die Alarmglocken läutem!

Tierärztliche Atteste als Beleg für die Qualität der Zucht?

Das beliebte Eurasier-Portal der Autorin Annelie Feder macht nun ein ganz normales tierärztliches Attest zum Beleg der besonderen Seriösität der Zucht. Per Formblatt und Häckchen bescheinigt das Attest, dass Herz, Atmung, Gebäude eines Welpen ohne Befund seien.

Ups, sollte es nicht eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass nur gesunde Welpen angeboten werden!?
Muss man das jetzt schon hervorheben und wird es gar als Merkmal besonderer Seriösität hervorgehoben, da fragt man sich, was ansonsten für Welpen angeboten werden. Das auch noch bei den Eurasiern, die unter dem Siegel einer robusten Gesundheit so viele Freunde gewannen.

Johann Bucher, selbst passionierte Eurasier-Züchter, ist empört. Er schreibt:
"Kein Tierarzt der Welt, kann bei einem Welpen ev. genetisch bedingte Probleme zu so einem frühen Zeitpunkt erkennen; jedenfalls nicht die gängigen wie HD, ED oder Patella.
Alles, aber wirklich alles läuft darauf hinaus, dass sich alleine der Züchter gemäß neuem Kaufrecht absichert, also dass er eine einwandfreie WARE übergeben hat.
Kein Wort über das, was wirklich wichtig ist, ..."


Eine Bescheinugung über elementare Gesundheitsmerkmale der Welpen als Zeichen besonderer Seriösität zu preisen, ist so als würde ein Autohändler damit werben, dass seine Neuwagen mit Bremse, Lenkrad und vier Rädern ausgeliefert werden.

Leider kein Einzelfall. So wirbt auch der Kasseler "Zwinger von der Enterprise" in der English-Bulldog-Szene damit, besonders auf Gesundheit zu achten. Als Beleg finden wir neben zahlreichen Ausführungen zur Gesundheit der Hunde auch gleich zwei dieser im Grunde nichtssagenden Atteste der Selbstverständlichkeiten. Hier wird nur der Zuchthündin bescheinigt, dass sie aktuell ohne Befund sei. Bulldog-spezifische Fragen tauchen nicht auf und konkrete Untersuchungsberichte beispielsweise zu Luftröhre, Atmung, Herz oder Kniescheibe fehlen völlig. Es wird mit einem solchen Attest zudem überhaupt nichts darüber ausgesagt, ob der Hund wegen bestimmter Krankheiten nicht schon operiert wurde oder Medikamente erhielt.

Atteste der Selbstverständlichkeiten

Die Praxis, mit Attesten zu werben, die bestenfalls nur elementare Grundvoraussetzungen seriöser Zucht belegen, kann nur als zutiefst unseriös bezeichnet werden. Es lässt den Verdacht aufkommen, dass hier
  • die Kunden, die Welpenkäufer über die Gesundheit der Zucht getäuscht und
  • sich der Züchter gemäß neuem Kaufrecht gegenüber Gewährleistungsansprüchen absichern will

Man muss auch zwischen den Zeilen lesen können!
 
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