Freitag, 7. Mai 2010

Der Neandertaler in uns oder die Wende der Genetik

Anhand umfangreicher Untersuchungen des Erbguts haben Wissenschafter des Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie um Svante Pääbo festgestellt, dass Erbgut des Neandertalers in uns, d.h. den Menschen außerhalb Afrikas südlich der Sahara, steckt.

(c) Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology

Das ist eine wirklich sensationelle Aussage.
Für einen Blog zum Thema Hund ist diese Entwicklung aber auch aus einem weiteren Grund bemerkenswert: wie sich Aussagen ändern können!

Noch bis vor kurzem galt es quasi als Axiom der Wissenschaft, dass sich Neandertaler und Cro-Magnon-Mensch NICHT vermischt hätten. Richard Greene zum Beispiel, Co-Autor der aktuellen Studie, hat noch in 2009 eine Studie veröffentlicht, deren Titel sogar lautete:
Allerdings, wenn man bedenkt, dass beiden Menschen-Varianten über zehntausende Jahre nebeneinander gelebt haben, so hatte es schon immer etwas vom berühmten Elfenbeinturm der Wissenschaft, zu unterstellen, es wäre NIE zu sexuellen Verbindungen gekommen.

Es soll nun keineswegs an der Qualität der Arbeit des Leipziger MPI gezweifelt werden. Aber wir wollen einzelne Erkenntnisse weniger absolut als ultima ratio annehmen.

Es gibt ja zahlreiche wertvolle Veröffentlichungen der Genetiker, auch des Leipziger MPI, zur Abstammung des Hundes. Savolainen sieht diese im Nordosten Chinas, Wayne und Parker sehen mehrere Hotspots, davon einen in Mesopotamien und für Boyko spricht vieles dafür, dass der Hund analog dem Cro-Magnon aus Afrika kam. Alleine schon die unterschiedlichen Aussagen dieser anerkannten Forscher machen stutzig. Und ich habe schon darauf hingewiesen, dass die Geschichte der Hunde mit Genetik alleine nicht zu klären ist - auch wenn diese äußerst wichtige Erkenntnisse beisteuert. Das gilt noch stärker für Untersuchungen anhand der mtDNA, die lediglich die mütterliche Linie repräsentiert.


 
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