Dienstag, 11. Juni 2013

Der DCM Skandal in der Rassehundezucht (Teil 3)

Im Editorial der Vereinszeitung "Unser Dobermann" nimmt Zuchtvereins Präsident Hans Wiblishauser Stellung zu DCM. Dilatative Kardiomyopathie (DCM) beim Dobermann ist eine erblich bedingte, tödliche Herzkrankheit. Sie wurde beim Dobermann durch jahrzehntelange Versäumnisse der Zucht wie eine Seuche verbreitet. Inzwischen ist verschiedenen unabhängigen Untersuchungen zur Folge etwa die Häfte der Dobermann-Population betroffen (siehe die letzten Petwatch-Artikel).


Wiblishauser ist nicht nur Präsident des deutschen Dobermann-Vereins, auch international der führende Dobermann-Funktionär (IDC) und darüber hinaus führendes Mitglied im Vorstand des Verbandes für das Deutsche Hundewesen. Wer aber ein überzeugendes Aufbruchsignal zur Bekämpfung dieser "Seuche" erwartet hatte, sieht sich enttäuscht. Wiblishauser reagiert wie wir es von der VDH-Führung  zu solchen Zuchtfragen seit Jahren leider kennen - sofern überhaupt Stellung genommen oder die Verantwortung nicht auf den einzelnen Verein abgeschoben wird: Zunächst einmal werden die kritischen Stimmen herabgesetzt, diskreditiert, teils lächerlich zu machen versucht, dann die Kritik selbst.

Faksimile des Editorials von Hans Wiblishauser
in der DC Vereins-Zeitung "Unser Dobermann" Mai 2013

Seine abweisende Haltung zur Forderung nach Pflichtuntersuchungen zu DCM mündet in solchen Auslassungen: "Sollen wir hier nicht auch gleich die allumfassenden Untersuchungen ebenfalls pflichtmäßig einbinden? Dies würde zwar die Welpenpreise nahezu unerschwinglich machen, würde jedoch eine transparente Oberfläche eingeben. Und wie gehen wir zukünftig vor, falls trotz aller Untersuchungen doch noch Hunde versterben." So der O-Ton des VDH-Vorstandes ("Unser Dobermann" 05/2013).

Zynismus des VDH-Mann Wiblishauser auf Kosten der Hunde

Es ist blanker Zynismus gegenüber dem Wohl der Hunde wie gegenüber der persönlichen Integrität der kritischen Stimmen, der hier aus der Feder eines führenden Hundezucht-Funktionärs spricht. Den Kritikern seiner DCM-Ignoranz wird unterstellt, sie wollten "durch allumfassende Untersuchungen" (die niemand gefordert hat) quasi unsterbliche Hunde kreieren. Gefordert werden angesichts einer Prävalenz der Dobermann-Population von 58,7 % mit DCM allerdings eine Untersuchung, eben auf die Veranlagung zu dieser tödlichen Herzerkrankung. Kritik und Kritiker werden vom DC Vorstand in unsäglicher Form lächerlich gemacht. Und das ist keine Polemik am späten Abend beim x-ten Bier - was schon schlimm genug wäre - , nein es ist das bis dato einzige öffentliche Statement* aus der Führung des VDH bzw. DV zum DCM-Skandal beim Dobermann - also die Haltung der Gralshüter der angeblich einzig "kontrollierten Hundezucht" in Deutschland.

Zum eigentlichen Skandal um die jahrelange, wissentliche Zucht mit einer tödlichen Krankheit gesellt sich nun ein weiterer Skandal um Wiblishauser. Ein Spitzen-Funktionär, der sachliche Kritik und ernstzunehmende Vorschläge auf solch unsachliche, ja unwürdige Art kontert, darf keine Verantwortung in der Hundezucht tragen. Ein Zuchtverein oder -verband, der solche Funktionäre in seinen Reihen duldet, hat sich selbst diskreditiert.

Das Wohl unserer Hunde darf nicht in solchen Händen liegen!

In den kommenden Petwatch Artikeln werden wir das Thema weiter behandeln. Wir werden dabei auch auf das am 7.6.2013 vom DV veröffentlichte PDF* zu DCM und den Offenen Brief der führenden deutschen Tier-Kardiologen und DCM-Spezialisten Dr. Wess und Dr. Kresken eingehen. Auch Wess und Kresken mahnen Wiblishauser und Co zur Sachlichkeit : "Die Kardiologen als Profiteure der Zuchtuntersuchungen darzustellen ist ein Vorwurf, den man so nicht stehenlassen kann! Den Kardiologen geht es darum, den Hunden und ihren Besitzern zu  helfen! Außerdem soll die Gesundheit der Rasse verbessert werden."

Ein Beitrag von Christoph Jung
 
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